Stefanie Kiebler, 22.06.2022
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Sennerin auf Zeit - Alpe Ornach Tag 4

Butter machen

Tag 4 beginnt wenig überraschend erneut mit dem Weckerklingeln um 4 Uhr morgens.

Heute ist der erste Tag, an dem ich mit Muskelkater in den Oberschenkeln aufwache. Das Querfeldeinlaufen auf der unebenen Weide ist doch eine eher ungewohnte Bewegung für mich.

Langsam kenne ich die Abläufe am Morgen. Rahm abschöpfen, Käse auspacken und in den Käsekeller bringen, Kühe zum Melken von der Weide holen und wieder zurück in die Sennerei.

Heute ist einer der drei besonderen Tage in der Woche an denen Butter gemacht wird und ich darf mithelfen. Für die Butter ist nicht Senn Erwin, sondern Hirte Kilian zuständig. Wie Butter gemacht wird, ist eines der einzigen Dinge, die mir wenigstens ein bisschen bekannt waren. Immerhin habe ich beim Sahne schlagen schon des Öfteren den Punkt übersehen wo die Sahne zu Butter wird. Der Quirl hier auf der Alpe Ornach ist ein bisschen größer als bei mir Zuhause, aber das Prinzip das Gleiche. Kilian nimmt den Rahm von gestern und vorgestern für den Butter.

Bei der Schnelligkeit ist bei mir noch viel Luft nach oben!
©Tourismus Hörnerdörfer

Die Butter

Was ich in den letzten Tagen schon so mitbekommen habe, ist Butter leider eine kleine Diva. Manchmal klappts, machmal wird er aus unergründlichen Gründen nicht wirklich fest. Heute läuft es wieder nicht ganz nach Plan, aber alle nehmen es mit Humor. Nach dem Rahmschlagen, wird die Buttermilch abgelassen, die dann an die Tagesgäste verkauft wird. Danach wird die Butter zweimal mit kaltem Wasser „gewaschen“ und dann mit einem traditionellen Buttermodel in Form gebracht. Bei Senn Erwin geht das Butter ausklopfen so schnell, dass ich am liebsten eine Zeitlupe hätte, um zu sehen was er genau macht. Denn schließlich bin ich jetzt dran. Da wir sowohl mich als auch Erwin gefilmt haben, der direkte Vergleich: Erwin: Vom Butter portionieren bis zum fertig geformten Butter 15 Sekunden. Steffi (mit Erwins Hilfe): 45 Sekunden. Da ist noch viel Luft nach oben!

Das Zaunstecken ist nur eine von viele Aufgaben auf der Sennalpe Ornach.
©Tourismus Hörnerdörfer

Weitere Aufgaben auf der Alpe

Was ich wirklich absolut unterschätzt habe und erst im Laufe der Tage hier gelernt habe ist, dass neben dem Melken, Käsen und Butter noch tausend andere Aufgaben dazukommen: Kreuzkraut auf der Weide zupfen, damit die Kühe das giftige Unkraut nicht fressen, Zäune neu stecken bzw. umstecken, Kühe vom Besamer besamen lassen…

Die Liste könnte man ewig fortführen und jeden Tag kommt noch mindestens eine unerwartete Sache mit dazu. Heute war es der Draht der Harfe, der beim Stangen schneiden gerissen ist. So sind es über den Tag verteilt eher ein paar Ruheminuten, die zum Pause machen verbleiben als richtige Ruhepausen. Von einer 40 Stunden Woche mit täglich 8 Stunden Arbeit und einer Stunde Mittagspause sind wir hier wirklich meilenweit entfernt.

Gerade als wir die Kühe zum abendlichen Melken abholen wollen, fängt es so richtig zum Regnen an. Normalerweise würde ich jetzt keinen Fuß vor die Tür setzen, aber es hilft nichts: Die Kühe müssen zweimal am Tag gemolken werden, egal ob es gerade aus Eimern schüttet oder die Sonne lacht. Ja ich merke schon, so romantisch ist er nicht immer - dieser Alpsommer…

Blogbeitrag von Stefanie Kiebler - Hörnerdörfer im Allgäu
©S. Kiebler

Stefanie

Blogautorin

Stefanie Kiebler ist eine von zwei Gewinnerinnen der Aktion "Senn auf Zeit" in den Allgäuer Hörnerdörfern. Sie darf eine Woche als Sennerin auf der Alpe Ornach verbringen und tatkräftig unterstützen. Stefanie ist eine Wahl-Münchnerin mit niederbayerischen Wurzeln und hat einen Bachelorabschluss in Medien & Kommunikation. Sie ist aufgewachsen in einer sportverrückten Familie, ist Naturliebhaberin und lässt sich für Projekte und Herausforderungen jeglicher Art begeistern.

Mehr Insiderwissen von der Sennerin auf Zeit auf der Alpe Ornach.

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