Sennerin auf Zeit - Alpe Ornach Tag 2

Mein erster voller Tag auf der Alpe Ornach beginnt früh, sehr früh sogar. 

Um 4 Uhr klingelt der Wecker. Aus Angst zu verschlafen, bin ich sogar schon vor dem Weckerklingeln wach. Schließlich heißt es um 4:30 Uhr antreten in der Senn-Küche. Senn Erwin erwartet mich schon als ich pünktlich die Treppe runter komme. Noch ein bisschen verschlafen, wird als Erstes der Rahm von der gestern Abend gemolkenen Milch abgeschöpft. Danach packen wir die drei Käselaibe vom gestrigen Tag aus und beschriften sie, bevor die drei dann für die nächsten zwei Tage im Salz baden dürfen.

Alpen-Romantik

Sobald alles in der Sennküche erledigt ist, gehts mit Hirte Kilian raus an die frische Luft - die Kühe von ihrer „Nachtweide“ an der Bergstation der Hörnerbahn holen. Inzwischen ist es 5 Uhr. Ganz oben an der Bergstation erwartet uns meine Namensvetterin Kuh Steffi. Die anderen Kühe haben es sich ein bisschen weiter unten über Nacht bequem gemacht. Insgesamt leben 38 Kühe von 11 verschiedenen Bauern im Sommer auf der Alpe Ornach. Langsam aber sicher bewegen sich alle Kühe Richtung Stall. Während wir oder besser gesagt Kilian die Kühe zusammentreibt, geht gerade die Sonne hinter den Bergen auf. Der traumhafte Anblick lässt einen das frühe Aufstehen sofort vergessen. Das ist jetzt wohl einer dieser Alpenromantik-Momente, von denen ich oft gehört habe.

Der Beautykoffer einer Kuh beinhaltet schon spezielles Werkzeug.
©Tourismus Hörnerdörfer

Der "Beauty-Koffer" für Kuhe

Milch bildet bekanntlich die Grundlage für Käse und Butter. Die logische Schlussfolgerung: Die Produktion von hochwertigem Käse, fängt bereits bei den Kühen an. Besonders wichtig: Hygiene und Sauberkeit. Deshalb werden beim Melken bei allen 38 Kühen alle Zitzen zuerst per Hand gereinigt, bevor das Melkgeschirr angelegt wird. Und auch nach dem Melken geht‘s mit Putzen weiter. Die Leitungen, der Milchsammelbehälter, das Melkgeschirr, die Milchkammer und zu guter Letzt der Stall müssen ordentlich gereinigt werden. Das ist besonders für den Käse, aber auch für den guten Ruf extrem wichtig. Denn so mancher Einheimische wirft beim Besuch auf der Alpe auch gerne einmal einen Blick in den Stall. Neben der Sauberkeit, hat vor allem die Gesundheit der Kühe den ganzen Sommer über höchste Priorität. Hirte Kilian ist bereits am Tag zuvor aufgefallen, dass Kuh Anna ein wenig humpelt. Deswegen nimmt er ihre Klaue heute genauer unter die Lupe. Anders als mein Nagelset, besteht der „Beautykoffer“ für Kuh Anna nicht aus Nagelschere und Feile, sondern aus Klauenmesser und Akku-Flex.

Die Kühe der Alpe Ornach beim Melken.
©Tourismus Hörnerdörfer

Der Kuhstall der Alpe Ornach

Da die Klaue leider nicht ganz gesund aussieht, darf Anna die nächsten Tage erstmal nicht mehr mit den anderen über Nacht auf die Bergstation. Sie muss unten auf der „Krankenweide“ neben der Alpe bleiben. Da Kühe Herdentiere und damit ungern alleine sind, bekommt sie zusätzlich Gesellschaft von Stallnachbarin Gertrud.

Während sich im Stall um Kuh Anna gekümmert wird, wendet Senn Erwin in der Sennküche bereits zum vierten Mal am heutigen Tag den Käse. Morgen werde ich vor allem ihm zur Hand gehen, denn eins nach dem anderen – zuerst die Milch, dann der Käse. Denn ohne Milch, ist kein Käse möglich.

Blogbeitrag von Stefanie Kiebler - Hörnerdörfer im Allgäu
©S. Kiebler

Stefanie

Blogautorin

Stefanie Kiebler ist eine von zwei Gewinnerinnen der Aktion "Senn auf Zeit" in den Allgäuer Hörnerdörfern. Sie darf eine Woche als Sennerin auf der Alpe Ornach verbringen und tatkräftig unterstützen. Stefanie ist eine Wahl-Münchnerin mit niederbayerischen Wurzeln und hat einen Bachelorabschluss in Medien & Kommunikation. Sie ist aufgewachsen in einer sportverrückten Familie, ist Naturliebhaberin und lässt sich für Projekte und Herausforderungen jeglicher Art begeistern.

Mehr Insiderwissen von der Sennerin auf Zeit auf der Alpe Ornach.

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