Wenn das Allgäu Feuer macht
Geschichten vom Funkenbrauch in den Hörnerdörfern.
Griaß di, Mensch!
Heute erzähle ich mal, was es mit dem Funkenfeuer in den Allgäuer Hörnerdörfern auf sich hat. Sie waren rar, in den beiden vergangenen Jahren (tja, Corona halt) und auch heuer brannte es nur im kleinen Kreis (immer noch Corona), aber vielleicht hat man aus der Ferne eines gesehen und sich gewundert und da wollte ich erklären, was ein Funkenfeuer, kurz: Funken, überhaupt ist. Vor allem anderen muss man wissen: Hier geht es nicht um kleine Fünkchen, so in der Art niedlicher Wunderkerzen. Hier geht es um richtig große Feuer, um riesengroße, höllenheiße Feuersbrünste, es geht um meterhoch lodernde, windgepeitschte, funkenstiebende Flammensäulen, die mit glühender Zunge bis an den Himmel lecken und in deren roten Rachen so lange bergeweise altes Holz und dürre Christbäume verschwinden, bis die gierigen Flammen zur Funkenhex gelangt sind. Erst wenn das Feuer diese Strohpuppe in zerfledderten Lumpen oben auf der höchsten Spitze erreicht und gefressen hat, jagt es nicht weiter. Es brennt sich langsam, schön langsam zu einer warmen Glut herab und drumherum stehen Mensch und Kind mit strahlenden Gesichtern und schauen in die Nacht und entdecken dort schon ein wenig den Frühling.