Sennerin auf Zeit - Alpe Schattwald Tag 4

Und auch das gibt es auf der Alpe – gemütliche Hüttenabende mit Freunden, Familie und anderen Älplern.

Veröffentlicht am 30.06.2022 - Text von Katrin Frick

Diese finden meist spontan statt und können dann auch etwas länger dauern. Es wird der neueste Dorftratsch ausgetauscht oder über die Käseproduktion gefachsimpelt. Leider klingelt der Wecker morgens trotzdem unerbittlich und nach einer kurzen Nacht kann es dann schonmal passieren, dass man die eine Kuh zweimal melkt und sich fragt, warum da jetzt keine Milch mehr rauskommt. Naja, zumindest alle was zu Lachen. Wir hören beim Melken im Stall übrigens Bayern Schlagerradio – hebt die Stimmung zu dieser unchristlichen Zeit ungemein!

Gemütliches Beisammensein am Abend in der urigen Stube.
Gemütliches Beisammensein am Abend in der urigen Stube.

Einen kleinen Nachtrag habe ich noch zu meinem Blogbeitrag gestern. Das elektrisch betriebene Butterfass ist absoluter Luxus. Bis vor einigen Jahren (und auf anderen Alpen bestimmt auch noch heute) wurde mit einem Holzfass und einer Kurbel gearbeitet. Hier konnte es dann schonmal sein, dass man eine Stunde kurbelte, um die Butter zu produzieren. In diesem Fall finde ich die Luxusvariante ganz gut.

Das hier ist ein historisches Butterfass.
Das hier ist ein historisches Butterfass.

Nachdem die Sennküche heute Morgen fertig geputzt war, das ist so gegen 09:30 Uhr, mussten wir auf die Weide ein Kalb holen. Bernhard meinte, ihm ginge es nicht gut und der Tierarzt muss her. Ein Tier aus einer Herde heraus in den Stall zu treiben ist nicht so trivial – mein morgentliches Fitnessprogramm war nach dieser Aktion zumindest absolviert. Kaum waren wir zurück an der Alpe, mussten wir auch schon wieder ausrücken, da Annelies informiert wurde, dass weiter hinten im Tal alle Kühe auf der Straße stünden. Wir also gleich los. Es waren dann in Wirklichkeit drei Stück und alles halb so schlimm. Manche Menschen haben tatsächlich einen Hang zur Übertreibung!

Mit dem E-Bike auf zur Weide :)!
Mit dem E-Bike auf zur Weide :)!

Zurück zu unserem Patienten der mit 41 Grad Fieber im Stall stand. Man misst dies übrigens mit einem „normalen“ Fiebermesser (für Zweibeiner) im Po. Der Tierarzt kam ratzfatz und diagnostizierte eine Sommergrippe, die mit diversen Spritzen behandelt werden muss. Dadurch, dass die Grippe frühzeitig erkannt wurde, sollte das Schlimmste aber in ein paar Tage überstanden sein. Die Verantwortung der Älpler für das Vieh ist tatsächlich immens. Bernhard muss jedes der 250 Tiere einmal am Tag zu Gesicht bekommen und prüfen, ob alles in Ordnung ist. Keine Ahnung, wie er das macht – aber er kann‘s und für ihn steht das Wohl der Tiere an erster Stelle.

Der Doc diagnostiziert eine Sommergrippe und schafft mit wenigen Spritzen Abhilfe.
Der Doc diagnostiziert eine Sommergrippe und schafft mit wenigen Spritzen Abhilfe.

Zwischenzeitlich steht schon der nächste Besucher auf der Terrasse – der Besamer. Ja, auch das kommt hier regelmäßig vor. Zwei Tiere sind soweit, also schau ich mir auch diese Prozedur an. Romantik geht allerdings anders.

Ich hole den restlichen Käse aus dem Kupferkessel.
Ich hole den restlichen Käse aus dem Kupferkessel.

Gerade sind wir fertig, da hält auch schon die Pferdekutsche vor der Tür und ein ortsansässiger 90-jähriger Jubilar möchte mit seinen Gästen eine Brotzeit in der Stube genießen. Schnell versorgen wir die Gäste mit Speis und Trank und natürlich stoßen wir anschließend als gute Gastgeber auch noch mit einem Schnäpsle an.

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