Sennerin auf Zeit - Alpe Schattwald Tag 2

Meine erste Nacht auf der Alpe war zwar kurz, aber wunderschön.

Veröffentlicht am 28.06.2022 - Text von Katrin Frick

Bevor ich unter Glockengeläut einschlummerte, hatte ich noch einige Zeit am Fenster gesessen und die atemberaubende Natur um mich herum genossen. Zum Schluss kamen sogar noch ein paar Rehe (Bernhard meinte Hirsche) vorbei und sagten Gute Nacht. Da ist sie – die Almromantik!

Der Wecker heute Morgen war dann allerdings gnadenlos - also raus aus den Federn, rein in die Stallklamotten und Melkgeschirr richten. Ob ich das in dieser Woche noch lerne, welcher Schlauch wohin kommt, wage ich zu bezweifeln. Aber gut. Eins nach dem Andern. Erst müssen die Kühe in den Stall, gefüttert und angebunden werden. Hiervor habe ich großen Respekt, denn die armen Kühe müssen sich gegen die Mücken wehren, machen dann unkontrollierte Kopfbewegungen und die Hörner können einem bedrohlich nahekommen.  

Dann geht’s ans Melken und ich darf auch mal ran. Erst die Euter reinigen und die ersten Milchspritzer aus den Eutern melken. Diese werden nicht verwendet. Danach Anzapfen und fertig. Eigentlich ganz easy – jetzt rächt sich aber meine inkorrekte Anbringung der verschiedenen Schläuche und Bernhard muss um Stöpseln.  Es klappt dann aber eigentlich ganz gut.

Sobald die Milch in der Sennküche ist, geht’s los mit der Käseproduktion. Annelies hat bereits Feuer gemacht und die Milch vom Vortag erwärmt. Nun wird Lab zugegeben und der Kessel ruht abgedeckt über dem Feuer. Zeit für Frühstück – es ist 06:15 Uhr, da drehe ich mich zu Hause eigentlich gerade nochmal um.

Käseproduktion auf offenem Feuer im Kupferkessel.
Käseproduktion auf offenem Feuer im Kupferkessel.

Nachdem Frühstück muss der Käse auf 52 Grad erhitzt werden und dann mit der Harfe geteilt werden. Anschließend wird mit Hilfe eines Tuches der Käse aus dem Kessel geholt und ausgepresst. Die Molke geht per Schlauch und Pumpe direkt zu den Schweinen – die freuen sich und veranstalten ein Gequiecke. Ich muss auch mal probieren. Schmeckt ganz lecker!

Nun steht Käsepflege auf dem Programm.  Jeder Laib muss dabei täglich gewendet und eingerieben werden, damit der Reifungsprozess auch vorangeht. Danach wird vakuumiert und die Theke für den Ansturm der Gäste präpariert.

Traktor fahren mit Senn Bernhard.
Traktor fahren mit Senn Bernhard.

Jetzt noch alles in der Sennküche penibel reinigen, die Kühe wieder auf die Weide und dann rein in die Bergstiefel und Weidezaun „verlegen“. Ich fahre mit Bernhard und dem Traktor weiter nach hinten ins Tal und es geht über Stock und über Stein von Pfosten zu Pfosten. Insgesamt verlegen wir 600 Meter. Die Weide liegt traumhaft schön zwischen den Bergen und mich überwältigt die Ruhe und die Vielfalt an Bergblumen. Und wieder einer der Momente in denen ich eine tiefe Dankbarkeit und Demut vor der Schönheit unseres Planeten empfinde.

Der Zaun ist fertig präpariert!
Der Zaun ist fertig präpariert!

Wir sind fertig – es geht zurück auf die Alpe, damit wir da sind, wenn die Mittagsgäste aufschlagen. Es ist 12 Uhr und wir werkeln schon wieder 7 Stunden. Es ist schon beeindrucken welches Arbeitspensum von den Älplern tagtäglich absolviert wird. Meine Hochachtung!!

Die Kühe müssen regelmäßig eingetrieben werden.
Die Kühe müssen regelmäßig eingetrieben werden.

Nach dem Mittagessen ist ein kleines Nickerchen angesagt, bevor es dann weitergeht mit Rasenmähen, Kühe holen, melken und auf der Rautalm die bockigen Jungvieher von einer Weide auf die andere zu treiben. Ich dachte ja dass ich den größten Dickschädel von allen habe…wurde aber eines besseren belehrt.

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