Sennerin auf Zeit - Alpe Schattwald Tag 1

Heute Morgen um 10 Uhr startete mein Abenteuer Alpe.

Veröffentlicht am 27.06.2022 - Text von Katrin Frick

Ich wurde von Anneliese und Bernhard sehr herzlich auf der Alpe Schattwald in Empfang genommen. Die beiden sind schon über 30 Sommer auf der Alpe – immer vom 10. Mai bis 10. Oktober – ohne einen freien Tag. Wahnsinn!

Die Alpe ist über 400 Jahre alt und man arbeitet auch heute noch in der historischen Sennküche mit Kupferkessel über offenem Feuer. Gleich beim Betreten der Alpe riecht man dies auch. Neben Anneliese und Bernhard leben hier auch noch Schweine, Esel, Katzen, Hühner, ca. 250 Stück Jungvieh und 10 Milchkühe. In den Ferien packen oft auch Jugendliche mit an. Es ist schön zu sehen, dass vor allem die junge Generation wieder an der ursprünglichen Lebensweise interessiert ist.

Links der Kupferkessel der Alpe und rechts die selbstgemachten Produkte.
Links der Kupferkessel der Alpe und rechts die selbstgemachten Produkte.

Nachdem ich meine Kammer unter dem Dach bezogen habe, startet die Einweisungsrunde mit Coletta. Sie hilft am Wochenende und im Urlaub aus. Sie zeigte mir das Speisen- und Getränkeangebot und dann ging‘s auch direkt los. Ich verkaufte Käse, Bier, Kaffee und selbstgemachten Kuchen an die hungrigen Gäste. Gut, dass nicht allzu viel los war – so konnte ich mich langsam an alles herantasten. Die verschiedenen Käsesorten der Alpe sind übrigens preisgekrönt. Ein Besuch lohnt sich also!

Annelies backt den weltbesten Kuchen - probieren lohnt sich!
Annelies backt den weltbesten Kuchen - probieren lohnt sich!

Besonders der Frischkäse mit Bärlauch Pesto und Tomaten ist ein Gedicht. Für die Älpler ist der Direktvertrieb der produzierten Produkte existentiell. Anders können Sie die Alpen nicht weiter bewirtschaften und die Flächen würden nach und nach verwildern. Kein schönes Szenario für uns Besucher. Daher bitte einkehren, Käse kaufen und aufrunden.

Das Herzstück der Alpe Schattwald: Der Kessekeller.
Das Herzstück der Alpe Schattwald: Der Kessekeller.

Um 15 Uhr musste dann der Käse vom Morgen gewendet werden – ich unterstützte Bernhard nach Kräften. Ein Leib wiegt allerdings um die 20 kg und damit kam ich an meine Grenzen.

Beim ersten Versuch beim Käse wenden.
Beim ersten Versuch beim Käse wenden.

Gegen 17 Uhr holen Ricarda (auch sie hilft hier regelmäßig) und ich dann die Kühe von der Weide und ab in den Stall zum Melken. Ich helfe beim Hochbinden der Kuhschwänze – funktioniert so lala. Muss aber sein, denn so ein Kuhschwanz im Gesicht ist schmerzhaft, erklärt mir Bernhard. Ricarda und Bernhard melken mit dem Automaten, ich wiege die Milch und bringe sie dann in die Küche. Dort wird sie bis morgen früh gekühlt und dann gemeinsam mit der Milch von morgen früh zu Käse verarbeitet. Jede Kuh gibt zwischen 8-16 Liter Milch. Für ein Kilo Käse benötigen wir 10 Liter.

Der Blick ins Rohrmoostal entlohnt für die Arbeit.
Der Blick ins Rohrmoostal entlohnt für die Arbeit.

Die Kühe kommen wieder auf die Weide und Bernhard und ich besuchen noch das Jungvieh weiter oben am Berg. Wir schauen,  ob alle vollständig sind und ob‘s ihnen gut geht. Dabei bemerken wir bei einer Kuh eine Augenentzündung. Das kann so nicht bleiben. Also ab in den kleinen Stall, anbinden, was ein größeres Unterfangen ist, da die Kälber dies nicht mehr gewohnt sind. Muss aber sein, sonst können wir die Krankheit nicht verarzten und das kann im schlimmsten Fall zum Erblinden führen.

Senn Bernhard beim Kühe zählen auf der Weide.
Senn Bernhard beim Kühe zählen auf der Weide.

Und wieder zurück zur Alp – Brotzeit und Feierabend.
Was ein Tag. Ich bin überglücklich und zufrieden – aber auch etwas kaputt.

Morgen klingelt mein Wecker um 4.30 Uhr! Gute Nacht!

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