Sennerin auf Zeit - Alpe Ornach Tag 2

Mein erster voller Tag auf der Alpe Ornach beginnt früh, sehr früh sogar. Um 4 Uhr klingelt der Wecker.

Veröffentlicht am 21.06.2022 - Text von Stefanie Kiebler

Aus Angst zu verschlafen, bin ich sogar schon vor dem Weckerklingeln wach. Schließlich heißt es um 4:30 Uhr antreten in der Senn-Küche. Senn Erwin erwartet mich schon als ich pünktlich die Treppe runter komme. Noch ein bisschen verschlafen, wird als Erstes der Rahm von der gestern Abend gemolkenen Milch abgeschöpft. Danach packen wir die drei Käselaibe vom gestrigen Tag aus und beschriften sie, bevor die drei dann für die nächsten zwei Tage im Salz baden dürfen.

Bereits in der Früh wird der Rahm der Milch abgeschöpft.
Bereits in der Früh wird der Rahm der Milch abgeschöpft.

Sobald alles in der Sennküche erledigt ist, gehts mit Hirte Kilian raus an die frische Luft - die Kühe von ihrer „Nachtweide“ an der Bergstation der Hörnerbahn holen. Inzwischen ist es 5 Uhr. Ganz oben an der Bergstation erwartet uns meine Namensvetterin Kuh Steffi. Die anderen Kühe haben es sich ein bisschen weiter unten über Nacht bequem gemacht. Insgesamt leben 38 Kühe von 11 verschiedenen Bauern im Sommer auf der Alpe Ornach. Langsam aber sicher bewegen sich alle Kühe Richtung Stall. Während wir oder besser gesagt Kilian die Kühe zusammentreibt, geht gerade die Sonne hinter den Bergen auf. Der traumhafte Anblick lässt einen das frühe Aufstehen sofort vergessen. Das ist jetzt wohl einer dieser Alpenromantik-Momente, von denen ich oft gehört habe.

Dieser Blick entschädigt für das frühe Aufstehen!
Dieser Blick entschädigt für das frühe Aufstehen!

Milch bildet bekanntlich die Grundlage für Käse und Butter. Die logische Schlussfolgerung: Die Produktion von hochwertigem Käse, fängt bereits bei den Kühen an. Besonders wichtig: Hygiene und Sauberkeit. Deshalb werden beim Melken bei allen 38 Kühen alle Zitzen zuerst per Hand gereinigt, bevor das Melkgeschirr angelegt wird. Und auch nach dem Melken geht‘s mit Putzen weiter. Die Leitungen, der Milchsammelbehälter, das Melkgeschirr, die Milchkammer und zu guter Letzt der Stall müssen ordentlich gereinigt werden. Das ist besonders für den Käse, aber auch für den guten Ruf extrem wichtig. Denn so mancher Einheimische wirft beim Besuch auf der Alpe auch gerne einmal einen Blick in den Stall. Neben der Sauberkeit, hat vor allem die Gesundheit der Kühe den ganzen Sommer über höchste Priorität. Hirte Kilian ist bereits am Tag zuvor aufgefallen, dass Kuh Anna ein wenig humpelt. Deswegen nimmt er ihre Klaue heute genauer unter die Lupe. Anders als mein Nagelset,  besteht der „Beautykoffer“ für Kuh Anna nicht aus Nagelschere und Feile, sondern aus Klauenmesser und Akku-Flex.

Der Beautykoffer einer Kuh beinhaltet schon spezielles Werkzeug.
Der Beautykoffer einer Kuh beinhaltet schon spezielles Werkzeug.

Da die Klaue leider nicht ganz gesund aussieht, darf Anna die nächsten Tage erstmal nicht mehr mit den anderen über Nacht auf die Bergstation. Sie muss unten auf der „Krankenweide“ neben der Alpe bleiben. Da Kühe Herdentiere und damit ungern alleine sind, bekommt sie zusätzlich Gesellschaft von Stallnachbarin Gertrud.

Die Kühe der Alpe Ornach beim Melken.
Die Kühe der Alpe Ornach beim Melken.

Während sich im Stall um Kuh Anna gekümmert wird, wendet Senn Erwin in der Sennküche bereits zum vierten Mal am heutigen Tag den Käse. Morgen werde ich vor allem ihm zur Hand gehen, denn eins nach dem anderen – zuerst die Milch, dann der Käse. Denn ohne Milch, ist kein Käse möglich.

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