Allgäu

Auf Allgäu-Safari

Die Big Five Afrikas kennen viele, aber kennst Du auch schon die Allgäu Big Five? Gems, Steinbock, Murmeltier, Steinadler und Alpenschneehuhn. Bis man alle fünf entdeckt hat, muss man viele Stunden draußen unterwegs gewesen sein. Zwei der fünf Arten kann man aber super einfach und bequem entdecken. Wo das geht, erfährst Du im folgenden Blogeintrag.

Text von Franziska Hohenester

Auf Allgäu-Safari

Die Big Five Afrikas kennen viele, aber kennst Du auch schon die Allgäu Big Five? Gems, Steinbock, Murmeltier, Steinadler und Alpenschneehuhn. Bis man alle fünf entdeckt hat, muss man viele Stunden draußen unterwegs gewesen sein. Zwei der fünf Arten kann man aber super einfach und bequem entdecken. Wo das geht, erfährst Du im folgenden Blogeintrag.

Angestrengt kneife ich ein Auge zu. Mit dem anderen blicke ich durch ein Spektiv und suche die Umgebung ab. In dem schwarzen Kreis sehe ich Bäume und Felsen. Doch Stopp! Zwischen zwei Bäumen habe ich einen komischen Fleck entdeckt. Ich schaue genauer hin. Es ist eine Gemse! Sie ist gerade dabei sich zu stärken.

Gems beim Fressen

Gemütlich rupft sie Grasstengel und Blätter von Sträuchern. Sie hat eine schon leicht verwaschene, grauschwarze Längsbinde über die Augen und nach schräg unten gebogene Krucken (so werden die Hörner der Gemse genannt). Die Böcke haben im Gegensatz dazu um 180 Grad nach hinten gebogene Krucken. Die Gemse ist also eine alte Dame! Eine Weile beobachte ich ihn noch durch das Spektiv, dann trete ich einen Schritt zurück und öffne mein anderes Auge.

Ich muss ein paarmal blinzeln um wieder richtig zu sehen. Wenn ich genau hinschaue, kann ich den Gemsbock sogar mit bloßem Auge entdecken. Neben mir liegt mein Hund. Er hat davon nichts mitbekommen. Wir sind im gegenüberliegenden Hang wahrscheinlich fast 500 Meter entfernt. So stören wir den Bock nicht. Er weiß nicht, dass er beobachtet wird. Und trotzdem ist er für mich ganz nah durch das Spektiv!

Ich befinde mich auf der Gemsbeobachtungsstation am Riedbergpass.

Gemsbeobachtungsstation

Hier kann man genau das: Tiere beobachten ohne sie zu stören! Das bietet ein authentisches Erlebnis, da man die Wildtiere in ihrem natürlichen Verhalten beobachten kann und nicht nur ein erschrockenes Tier wegrennen sieht. Die Station wurde in einem Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium geplant und vom Alpinium und dem Tourismusverband Allgäu/Bayerisch Schwaben konzipiert und umgesetzt.

Im Sommer finden hier regelmäßig Führungen zur Gems statt.

Gemsführung nahe der Station

Diese werden vom Alpinium, einer Außenstelle der Regierung von Schwaben, angeboten. Die Ranger freuen sich immer über viele interessierte Menschen, denen sie Neues über die tierischen Kletterkünstler erzählen dürfen. Oder hast Du schon mal was von Gemseneiern gehört? Wenn nicht, musst Du unbedingt vorbeischauen! Wann die Führungen stattfinden, kann ganz einfach im Veranstaltungskalender des Alpiniums nachgelesen werden (https://www.alpinium.bayern.de/veranstaltungen/index.html). Dort findet man auch den aktuellen Standort des Rangermobils. Dieses wurde im Herbst 2022 eröffnet, um für interessierte Menschen einen Ort zu schaffen, an dem sie die Möglichkeit haben mit Rangern in Kontakt zu treten. Die mobile Rangerstation hat im Laufe des Jahres wechselnde Standorte im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen und südlichen Oberallgäu. Hier bekommt man Informationen zu den Tieren und Pflanzen der Region.

Rangermobil in Grasgehren

Die Ranger haben auch immer ein Fernglas oder Spektiv für Dich parat um Dir die Tiere wortwörtlich näher zu bringen. Zusätzlich gibt es Informationsmaterial und Karten zum Mitnehmen, sowie Infos über die Schutz- und Schongebiete. Wem die Gemsbeobachtungsstation also nicht reicht, der kann gleich zum nächsten Safaripunkt reisen.

Ich scanne den Hang weiter ab. Hat sich da nicht etwird erkennbar: es ist ein Alttier, also ein weibliches Rotwild, mit Kalb.

Alttier mit Kalb

Die Mutter versucht ihr Junges zu putzen, was dieses mit Missfallen über sich ergehen lässt. Die Interaktion zwischen den beiden ist spannend zu beobachten. Schon drei Tiere innerhalb einer halben Stunde. Und die vielen Vögel habe ich noch gar nicht mitgezählt. Buchfinken, Ringdrosseln, Bachstelzen, Kolkraben, einen Mäusebussard und viele mehr.

Mit etwas Glück könnte man sogar das zweite Allgäu-Big-Five-Tier, einen Steinadler, entdecken. Aber selbst wenn nicht: mit dem Ecoboard in der Gemsbeobachtungsstation kann man zumindest lernen die unterschiedlichen Tierstimmen zu unterscheiden. Und auch sonst gibt es hier viel zu entdecken. Das Alpinium hat eine Infotafel zu den heimischen Tieren aufgestellt und es liegen Flyer zum Mitnehmen bereit, die ebenfalls über die Allgäuer Fauna und die Regeln, die man beachten sollte, wenn man in der freien Natur unterwegs ist, aufklären. Wenn man alles genau studiert hat und vielleicht auch ein paar Tiere mit dem Fernrohr entdeckt hat, kann man sich noch in das Stationsbuch eintragen. Dieses dient zum Austausch der Erlebnisse und Erfahrungen mit den anderen Besuchern. Direkt am Riedbergpass zwischen Obermaiselstein und Grasgehren gelegen, ist die Station mit dem Auto oder Bus gut erreichbar.

Ausblick von der Gemsbeobachtungsstation

Verbunden mit einer kleinen oder auch großen Wanderung ist sie das optimale Ausflugsziel, vor allem für Familien mit Kindern.

Ich bin heute nicht zum Spaß hier (obwohl Tiere beobachten eigentlich immer Spaß macht) sondern um für das Alpinium herauszufinden, wann sich die Wildtiere wo aufhalten und welche Tiere überhaupt zu sehen sind. Gemsen und Rotwild kann ich schon mal abhaken. Das ist auch kein Wunder, schließlich wurde der Standort für die Station in Zusammenarbeit mit den Jägern vor Ort ausgewählt. Und die kennen sich damit bestens aus. Ein paar mehr Gemsen wären schon noch toll zu sehen, also werde ich wohl noch eine Weile hier warten. Und falls Du jetzt auch Lust auf eine kleine Allgäu-Safari hast, kannst Du Dich gleich auf den Weg zur Gemsbeobachtungsstation machen. Die Tiere warten hier auf Dich!

 

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